Musik – Texte – Selbstermächtigung

Der Fluss in der freien Improvisation ist das zentrale der Versöhnung von Geist und Willenstätigkeit. Fast alles daran ist unbewusst, aber gerade deshalb entsteht ein Höchstmaß an Selbstermächtigung. Wie kommt das?

Sowohl Geistes- wie Willenstätigkeit sind zum größten Teil unbewusst. Die Qualität der Bewusstheit entsteht in dem gleichermaßen physischen wie geistigen Selbst. Das Selbst ist ein Meer von Bedingungen. Wenn wir unsere Bewusstheit, die wir als Ich erleben, als Klang betrachten, dann ist unser Selbst der Klangkörper, der diesen Klang erzeugt. Unser Selbst ist derjenige Teil der Welt, zu dem unser vollbewusstes Ich sagen würde, „das bin ich selbst“. – Unser Ich ist jedoch nicht vollbewusst -. Unser Bewusstsein entsteht also im Selbst, und dabei sind Geist und Körper gleichermaßen beteiligt.

Wie kommt es nun zur Selbstermächtigung in der freien musikalischen Improvisation?
Offensichtlich einfach so!
Von unserem Bewusstsein aus passiert nämlich gar nicht so viel, jedoch nur quantitativ betrachtet. Je weniger wir von den Myriaden von Vorgängen bemerken, die unsere freie Improvisation erst möglich machen, umso mehr sind wir wir selbst und umso ermächtigter fühlt sich unser Selbst an. Eigentlich paradox. Aber die Qualität des Bewusstseins ist dabei stark angehoben! Wir fühlen uns inspiriert, und wenn wir mit anderen zusammen musizieren, dann fühlen wir uns eng verbunden. Entscheidend ist also die Inspiration. Wenn wir uns inspiriert fühlen brauchen wir keine Detailkontrolle. Die Inspiration als solche stattet uns mit der Selbstermächtigung aus!
Im Fluss sein, sich inspiriert und mit anderen Menschen verbunden fühlen gehört offensichtlich zusammen. Dabei fühlen wir uns besonders frei und selbstermächtigt. Dass wir unsere Freiheit dem Fluss und der Inspiration verdanken schmälert nicht unser Glück, sondern gehört dazu!