Die Stille im Lärm der Zeit
MARC MACKE NOLDE
Meisterwerke aus der Sammlung Ziegler
Kunstmuseum Halle/Moritzburg 10.02.2019-12.05.2019
Die lyrische Kraft geht nur von den Originalen aus.
Nolde, 1915, Öl
Blumengarten mit Fingerhut
Ihr tretet mir entgegen
und seid
Mit einer Herkunft
und einem Hin
Ich gehöre zu dem Hin
jetzt
ganz eingefangen von dem Strom
in dem Ihr leuchtet
als Botschaft
Kann ich sie lesen?
Ihr macht mich zweifeln
Habe ich Eure Sprache
je verstanden?
Nolde, 1940, Aquarell
Weiße Lilien, blaue Glockenblumen und roter Mohn
Ihr habt Euch Raum geschaffen
Beeindruckend, fast beängstigend
erfahre ich plötzlich Eure Präsenz
Du Lilie, Du Hüterin
von was?
Unhinterfragbar Hüterin
Ich begreife „Hüterin“,
aber nichts weiter
Nolde, 1940, Aquarell
Rittersporn mit roten Blumen
Ein zauberhafter Raum
und wieder bin ich ganz bei Euch
Weil ich in Eurem Zauber bin
Verwirrt und staunend,
plötzlich auch Zauber zu sein
Hineingesprungen zu sein,
ohne gesprungen zu sein
Nolde Du Magier
Nolde, 1935/39, Öl
Königskerze und Lilien
Ich spreche, weil Du sprichst
Ich fliege, weil Du fliegst
In diesem Blau ist das Meer
Welche Urkraft hier zusammenkommt
Geborgen alles hinnehmend
begreife ich mein Gastsein
Kokoschka, 1959, Aquarell
Gartenblumen im Glas
Ich bin auch da
wo ihr steht
in einem Glas- und Wasserzauber
in Eurer Licht- und Lebensweite,
die hier ist als Moment
Das begreife ich
und dass dieser Moment
auch jetzt noch ist
Erich Heckel, 1963, Aquarell über Kohle
Kapblumen (Protea)
Ihr ragt sprechend
in mein Leben hinein
Die Ruhe, die Euch umgibt
ist nicht in Euch
Bereit zum Sprung
immer noch
Hinein in eine
blühende Existenz
Hans Purrmann, 1911, Öl
Landschaft bei Collioure
Ja, plötzlich
alles ist plötzlich
Nolde, 1935, Aquarell
Abendliche Marschlandschaft mit Gehöft
Jenseits des Alltags
schwebt hier die scheinbare Ewigkeit
unserer so langsam vergehenden Lebenszeit
Schnell gibt es nicht
Rauschhaft schreiend, dass alles anders ist,
trifft das Meer der wogenden Wiesen
auf das „mehr“ und „mehr“
Alexej von Jawlensky, 1912/13
Landschaft bei Oberstdorf
Hier strebt der Geist
gegen den Himmel,
in der eine Lust badet,
in den Bergen zu sein,
nahe dem Himmel
Die Erhabenheit ist
hier eine Fläche,
die trotzdem ist
Und in den Farben
gibt es eine Tür
dort hinein und da dahinter
Erich Heckel, 1909, Öl
Weidende Pferde
Ach, da seid Ihr!
Und ich stehe vor Euch
Welch große Freude
Franz Marc, 1913, Gouache (Bleistift auf Papier)
Schlafendes Reh
Wie ich Dich beneide
Schlafende in dieser Welt
Die Berge brechen längst nicht mehr
und die Bäume fallen nicht
Du bist ja immer schon gewesen