Musik – Texte – Geist und Wille

Das aktive freie Improvisieren versöhnt Geist und Wille miteinander.

Die Grenze zwischen Geist und Wille ist dort wo der Geist Mittel aufwenden muss, um seine Visionen zu verwirklichen. Im Geiste verändern wir vorgestellte Bilder, Klänge und Visionen mühelos. Wenn wir unsere geistigen Visionen substantiell machen, tuen wir dies mit substantiellen Mitteln. Zwischen Geist und vollzogener Realität befindet sich ein Apparat der Umsetzung, ein Apparat der Willenstätigkeit. Der Apparat der Willenstätigkeit hat sein eigenes Recht, nämlich das der Machbarkeit und des Existenzerhalts. Dafür hat er einen Instinkt. Gleichzeitig ist er auf die Machbarkeit und den Existenzerhalt gut vorbereitet. In ihm haben sich Raum und Zeit und die Erfahrungen darin als ein verkörpertes Gedächtnis abgebildet.

Geist und Willenstätigkeit bringen die musikalischen Formen hervor. In der freien musikalischen Improvisation sind sie miteinander versöhnt oder es entsteht ein Prozess der Versöhnung.

Was meine ich mit Versöhnung?
Wenn sich die Musik gut anfühlt, fühlt sich auch das Leben gut an. Man kann natürlich bewusst auch Musik schaffen, die sich schlecht anfühlt. Dafür gibt es gerade in der Neuen Musik viele Beispiele. Der überraschte Hörer sagt sich dann: „Hier fühle ich mich nicht zuhause.“ Die Musik, in der wir uns andererseits rundum zuhause fühlen, besitzt immer auch einen Nahrungszufluss, sie erneuert sich, sie stellt unserem Bewusstsein den belebenden Austausch mit dem Unbewussten zur Verfügung. Musik, die diese Eigenschaften nicht besitzt ist ein schaler Kokon, eine Wüste. Frei improvisierte Musik kann den Fluss hin zu einem guten Lebensgefühl öffnen, eben weil Geist und Willenstätigkeit in diesem Fluss versöhnt sind. Ein Fliessen, das nicht aufhört, ist, eben weil es nicht aufhört, immer auch ein Nahrungszufluss, und ist immer auch eine Erneuerung der Lebendigkeit.

Musik – Texte – Grundsätze

Im Zentrum meiner musikalischen Auffassung stehen Geist und Willenstätigkeit als Polaritäten im kreativen Prozess.

Geist und Willenstätigkeit werden im Fluss, im kreativen Flow, miteinander versöhnt. Eine herausragende Qualität des Flow ist der hohe Grad an Selbstermächtigung, die der Musiker dabei, gerade in der freien Improvisation erleben kann. Ein zentraler Zugang dazu ist die Inspiration. Erst die Inspiration schafft diejenige Qualität sowohl des kreativen Flusses, wie der Empfindung der Selbstermächtigung, die versöhnend, sowohl die innerpersonellen, wie die intersubjektiven Beziehungen zu einer glücklichen Einheit formt.

Geist, Willenstätigkeit, kreativer Fluss, Selbstermächtigung und das Einheitsempfinden sind die zentralen Begriffe meiner Auffassung freier musikalischer Improvisation. Es geht mir um eine besonders kostbare Form der Lebensqualität, in der die Lebensprozesse in ihrer Seinserfahrung ein Vertrauen an sich selbst erfahren. Die freie musikalische Kreativität stellt einen Raum zur Verfügung, in dem dies alles erlebt werden kann. Musik ist wirksam, weil sie inspiriert ist und Menschen zusammenbringt.

Schöpfung ist Klang / Klang ist Raum / Schöpfung, Klang und Raum sind Bewegung / Schöpfung ist Bewegung zu sich selbst. Das ist Klang! / Das ist: Sich Raum zu sich selber geben in Dreieinigkeit. / Schöpfung ist Einheit / Es gibt keinen Teil der Schöpfung, der nicht mit jedem anderen Teil der Schöpfung in Verbindung steht. / Alles ist verbunden über den gemeinsamen Ursprung. / Dreieinig mit sich selbst sein heißt: Aus der Einheit – mit der Einheit – als die Einheit sein.