Musik – Texte – Phänomenologie

Eine Phänomenologie des direkt rückgekoppelt mit sich selbst einig Seins in der freien solo Querflöten-Improvisation:

Als jeweils aktiver Solo-Flötist und dann Zuhörer meiner eigenen Aufnahmen habe ich ein deutlich verschiedenes Erleben.

Die von mir improvisierte und dann hörbare improvisierte Musik ist für mich etwas anderes beim Spielen und beim späteren Hören.

Wenn ich alleine mit der Querflöte improvisiere, habe ich nicht die eigentliche Empfindung „Musik zu machen“. Ich öffne etwas für mich. Ich schaffe mir durch und mit meinem Spiel einen Zugang zu einer Sphäre, die mich unmittelbar teilhaben lässt, in dem Sinne, dass ich, dadurch, dass ich die Öffnung schaffe, Teil von der Sphäre bin.

Diese Sphäre ist im besten Fall eine prickelnd wahrhaftige Lebendigkeit. Sie ist Nahrung, Sehnsucht und Befriedigung der Sehnsucht zugleich.

Im übertragenen Sinne höre ich meiner Musik beim Spielen nicht zu, sondern ich schaffe Öffnungen, also Zugänge zu dieser Sphäre. Und das, was durch diese Öffnungen hindurch auf mich wirkt, lässt meine Empfindung entstehen und nicht das „mir selbst Zuhören“. Tatsächlich höre ich auch nicht. Ich empfinde dann und tue. Ich arbeite tätlich. Aber nicht, um ein Medium – die Musik – zu erzeugen, sondern einen direkten Zugang. Das Hören im eigentlichen Sinne ist dabei ein fast transparentes Ereignis.

Anders wenn ich dann tatsächlich einer auf solche Art entstandenen Tonaufnahme „zuhöre“. Dann bin ich Hörer mit den Eigenschaften, die mich erst zum Hörer machen. Auch ich muss meine eigenen Aufnahmen erst wahrnehmen und verarbeiten. Was das bedeutet bemerke ich besonders in diesem Gegensatz zum vielleicht eben noch aktiven Musiker.