Ein weiterer Einführungstext, der philosophische und psychologische Aspekte zusammenfasst
Wir als bewusste Personen empfinden uns als Einheiten in der Vielheit. Dieses Verhältnis erleben wir bereits in unserem eigenen Selbst. Gedanken und Körpersignale sind umfassender als das Fassungsvermögen unseres Bewusstseinsfokus. Desweiteren ist es die Vielheit der belebten und unbelebten Umgebung unserer Person, von der wir uns abgegrenzt erleben oder gleichzeitig abgegrenzt und identifiziert sind. Die Vielheit unseres Wissensuniversums ist zusätzlich in das alles kognitiv komplex eingewoben. Eine Grenze zwischen unserem wachen, gegenwärtigen Icherleben und unserer Mitwelt ist nicht zu benennen, weil sie fließend ist.
Das Erleben des Menschen, seine Körperlichkeit, seine soziale und dingliche Umgebung und sein Wissensuniversum bilden in einem dynamischen Komplex ein Amalgam, in dem das Selbst dynamisch eine Gestalt annimmt. Innerhalb des Selbst erleben wir uns als waches, gegenwärtiges Ich. Das Selbst ist die Gesamtheit unserer Empfindungen, die wir als „wir selbst“ empfinden würden, wären wir in der Lage, unser Selbst in einer ungeteilten bewussten Empfindung als Einheit zu empfinden. Das Selbst ist der Raum, in dem die Instanz lebt, die sowohl bewusst wie unbewusst ist. Wäre diese Instanz nur bewusst, wäre sie identisch mit dem Selbst. Wir als teilbewusste Personen empfinden uns fließend innerhalb des Selbst, welches wiederum fließend zur Mitwelt abgegrenzt ist, als Einheiten in der Vielheit. Die personale Empfindung „jemand zu sein“, erwacht als Inspiration in unserem Selbst. Diese Inspiration stellt sich zu Beginn unseres Lebens, in jedem Erwachen und wahrscheinlich ständig neu während unseres Tagesbewusstseins ein. Inspiration meint, dass sich etwas essentielles für unser personales Empfinden einstellt, in uns erwacht, welches kein physisches Korrelat zu besitzen scheint, obwohl verschiedene physische Korrelate dabei essentielle Zuträger sind.
Hinsichtlich der Inspiriertheit des personalen Ich-Erlebens ergeben sich dafür, als mitgegeben und eingeboren, nicht nur die Kategorien Raum und Zeit, sondern weiter gefasst, ein Raum mit den drei Dimensionen „aus“, „mit“ und „als“. AUS, MIT, und ALS bilden zusammen ein Amalgam, eine Dreieinigkeit; so wie der dreidimensionale Raum den menschlichen Tanz dreidimensional bindet. Anders ausgedrückt: So wie der menschliche Tanz an die drei Raumdimensionen gebunden ist, entsteht die Inspiration zum bewussten Erleben „jemand zu sein“ gebunden an die Dreieinigkeit der Dimensionen „aus“, „mit“ und „als“. Die Inspiration jemand zu sein, geschieht in dieser Dreieinigkeit. Der kognitive Raum, in dem die Qualität „jemand zu sein“ inspiriert entsteht, hat drei Dimensionen. Die vereinigende Qualität jemand zu sein ist über drei Koordinaten in diesem Raum verankert. Diese Dimensionen sind „aus“, „mit“ und „als“. Im Umkehrschluss heißt dies, dass, wenn eines oder jedes dieser Koordinaten nur schwach oder gar nicht informiert ist, nicht als hinreichende Information manifestiert ist, dann ist die Qualität „jemand zu sein“ nur schwach ausgeprägt oder kommt gar nicht zustande oder ist gebunden an Umstände, die in unser Selbst inkorporiert werden müssen.
Das Bewusstsein, jemand zu sein, ist eine Qualität einer Gemeinschaft, ohne die diese Qualität nicht existierte. Die Gemeinschaft ist die des Körpers, des Selbst, der Mitwelt und der Stammesherkunft. So lange wie es ein „aus“, „mit“ und „als“ gibt, existiert die Gemeinschaftsqualität „jemand zu sein“. „Aus“, „mit“ und „als“ sind in diesem Bewusstseinsprozess Informationen, die miteinander verwoben sind. Sie bilden ein Amalgam in Form einer Dreieinigkeit. Die Bewusstseinsqualität, jemand zu sein, ist nicht identisch mit den Informationen zu Herkunft (aus), Miteinander (mit) und Identifikation (als). Die Bewusstseinsqualität, jemand zu sein, ist transitiv und besteht innerhalb des kognitiven ausmitals-Raums so lange wie die Informationen zu „aus“, „mit“ und „als“ gemeinsam eine Gestalt ergeben. Die Bewusstseinsqualität, jemand zu sein, ist die gemeinsame Gestalt, die sich aus den Informationen von „aus“, „mit“ und „als“ ergibt. Ob sich daraus eine Gestalt ergibt, ist abhängig von den biografischen und stammesgeschichtlichen Erfahrungen der Person. Die Erfahrungen des Existierens, der Existenzbedrohung und der Existenzauslöschung spielen hier eine Rolle.
Erläuterung
Es existiert körperlich offensichtlich kein isoliertes Organ und kein spezifischer umgrenzter Gehirnbereich, die für das verantwortlich sind, das wir waches, selbstbewusstes Icherleben nennen. Es existiert offensichtlich kein physischer Bereich in uns, der zwar immer wieder einmal schläft, gelegentlich träumerisch abwesend oder in Aktivitäten selbstvergessen versunken ist, dann aber wieder stark wie ein Leuchtturm uns wach in unsere Mitte zieht und das ausleuchtet, was wir sind. So erleben wir es ja. Nur gibt es dafür offensichtlich kein isoliert spezifisches physisches Korrelat in uns. Es gibt in uns nicht diesen einen zentralen Leuchtturm. Dass unser Gehirn und unser Körper insgesamt daran beteiligt sind, darin besteht kein Zweifel. Nur, das höchste unserer Güter, unsere eigene wahrhaftige Gegenwart in uns, scheint als besondere Qualität in unserer Gemeinschaft, die wir sind, nicht nur auf einer Lampe aufzuleuchten, sondern auf vielen. Viele Lampen, aber eine Qualität. Wir sind dann alles das, wozu wir in der Lage sind eine Innenperspektive zu erleben, konzentriert in einer Qualität unseres Bewusstseins, die für uns die wahrhaftigste Gegenwartsempfindung nicht nur bedeutet, sondern ist, ganz einfach „ist“. Wie dies zustande kommt kann man als dynamische Zusammenarbeit verschiedener verteilt zusammenarbeitender physischer Korrelate neurobiologisch erklären. Die Bereiche des höheren Bewusstseins und ihr Funktionieren innerhalb der Gesamtdynamik des Gehirns und des Körpers insgesamt sind gut aufgeklärt. Das Bild, das sich ergibt ist das eines Gehirns, welches hochkomplex und hochdynamisch plastisch auf Qualitäten zuarbeitet. Die höchste Qualität, auf die unser menschliches Gehirn zuarbeitet ist das wache, selbstbewusste Icherleben innerhalb einer als wahrhaftig empfundenen Gegenwart. Das Herstellen dieser Qualität ist innerhalb des Körpers und des Gehirns eine Gemeinschaftsleistung und nicht das Ergebnis einer isolierten Spezialfunktion. Diese höchste Qualität wird inspiriert auf einer Basis myriadenhaften Eingebundenseins in eine Gegenwart des Milliarden Jahre alten Stammesbewusstseins und einer noch älteren Mitwelt. Alter bedeutet hier: Weitergabe von Qualität und Gegenwart von Augenblick zu Augenblick in Raum und Zeit. Es geht um die Weitergabe von Qualitäten, die sowohl Träger wie Hersteller dieser Qualitäten sind. Auf diese Qualitäten zu sind die Myriaden von Körperzellen hin koordiniert, die wir als Qualität gemeinsam sind. Die höchste vereinigende Qualität dieses Gemeinschaftswesens ist das eine wache, selbstbewusste Icherleben in einer als wahrhaftig empfundenen Gegenwart. Dies alles führt zu dem Erleben „jemand zu sein“. Der verteilte, dynamisch zusammenarbeitende Prozess in unserem Gehirn erschafft einen kognitiven Raum, in dem wir als Ich plötzlich sind, aber auch plötzlich wieder verschwinden können, wenn wir einschlafen oder ohnmächtig werden. Wenn wir aus dem Schlaf oder der Ohnmacht wieder aufwachen, kommen wir in eine Gegenwart zurück, die wir kennen, in der wir uns erkennen und auskennen. Wir kommen aus etwas, das wir als schon vor unserer erneuten Bewusstwerdung als existierend gewesen annehmen und akzeptieren. Das woraus wir kommen ist eine Vielheit, auf deren Details wir nacheinander unseren Bewusstseinsfokus einstellen können, ohne alles gleichzeitig erfassen zu können. Diese Vielheit ist mit uns als wir. Der Prozess des Erwachens oder Bewusstwerdens vollzieht sich in einem zeitlichen Verlauf und einer komplexen Raumwahrnehmung. Das menschliche gegenwärtige Wachbewusstsein ist ein Bewusstsein von Raum und Zeit. Wenn die räumliche und zeitliche Orientierung fehlen, ist kein wirklicher Wachbewusstseinszustand erreicht. Wenn sich beim Erwachen keine Informationen zur Herkunft einstellen, wenn sich also kein Gedächtnis einstellt und wenn das wieder vorgefundene Körpererleben nicht vertraut zum Icherleben passt und wenn die weitere räumliche Umgebung nicht zugeordnet werden kann, dann ist der erwachenden Person noch nicht ganz klar wer sie ist. Sie ist dann noch nicht in der wach gegenwärtigen Bewusstseinsqualität „jemand zu sein“. Es können sich Verwirrtheitszustände und starker Stress einstellen verbunden mit Ängsten und Aggression. Andererseits erhält sich gerade bei Demenzerkrankten lange und stabil das Erleben „jemand zu sein“ bei gleichzeitiger Orientierungslosigkeit zu Raum und Zeit und ohne dass sie erklären können, wer sie sind.