Die stärkste Form der Fragmentierung der Dreieinigkeit ist die Existenzbedrohung. Als solche kann jede Traumatisierung empfunden werden. Am stärksten wirkt die Existenzbedrohung in der Kinder- und Jugendzeit bei erlebter Lebensgefahr und beim Tod eines nahen Familienangehörigen. Die Fragmentierung wirkt, weil aus der dreieinigen Einheit der eigenen Lebensumstände keine Ressource zur bevollmächtigten, die Bedrohung abwendenden Handlungskompetenz zur Verfügung stand. Für die meisten Betroffenen fängt dann ein neues Leben an, nämlich das Leben nach der Existenzbedrohung. Dies geschieht dann nicht mehr nach der Formel „ich bin aus der Einheit, mit allem, was mit mir zusammen aus dieser Einheit hervorgegangen ist, als diese Einheit“, sondern „ich bin in Folge dieser Katastrophe, mit allem, was diese Katastrophe in meiner Lebensumgebung bewirkt hat, als die Folge dieser Katastrophe“. Wir können uns nicht anders als in Dreieinigkeit durch die Veränderungen unseres Lebens hindurch bewegen. Wenn die natürlich prästabilierte Kompetenz unserer Lebensumstände keine bevollmächtigte Bewältigung der Existenzbedrohung hervorbringen konnte, dann ist zukünftig die Existenzbedrohung die Kompetenz unseres Lebens. In der Existenzbedrohung steckt sehr viel Bewusstsein (und Wissen und Kompetenz) der Lebensumgebung, aber dieses kann, aufgrund der Umstände, nicht als Inspiration in der dreieinigen Personhaftigkeit aufgehen. Bei einer Traumatisierung fragmentiert der dreieinige Fluss des Lebens zu mindestens zwei Existenzhorizonten, die beide eine Herkunft, ein Miteinander und eine Identifikation besitzen. Traumatisierung, egal in welcher Form, bedeutet immer Bewusstseinsverlust. Der Fluss des Lebens, der Passungscharakter, die aufatmende Gewissheit und Erfahrung, dass bisher aus den Tiefen der eigenen Existenz immer eine Bewältigung der Herausforderungen hervorging sind unterbrochen gewesen, und es ist eine Lücke entstanden. Weil der Zugang, zu dem was in der Lücke an Wissen zu sich selbst verborgen ist, versperrt ist, muss die Lücke als solche als Wissen um sich inkorporiert werden. Die Lücke ist Wissen, das für das persönliche Leben nicht nutzbar gemacht werden kann, das aber als essentiell zum eigenen Leben zugehörig empfunden wird. Aufgrund der dreieinigen Struktur der Personhaftigkeit ist mit der Inkorporation der Bewusstseinslücke eine Identifikation mit dieser entstanden. Wenn die Umgebung von den Betroffenen direkt oder indirekt verlangt, doch nun das Schlimme in ihrem Leben zu vergessen und sich den positiven Kräften des Lebens erneut vertrauensvoll zu zuwenden, dann fühlen sie sich zwanghaft im starken Gravitationsfeld der Traumatisierungsumstände gefangen, weil nur über diese ein Zugang zurück zu den vertrauensvoll erlebten positiven Kräften des Lebens möglich scheint. Dies nimmt so viele Formen an wie es Betroffene gibt.

Die Fragmentierung der Dreieinigkeit wird auch kulturell und in Familien weiter gegeben. Merkmal ist immer die Identifizierung mit einer neuen Quelle des Lebens. Zu der natürlichen Quelle des Lebens, aus deren Fülle und Geborgenheit man unbewusst hervorgegangen ist, und mit der man „als das alles“ identifiziert war, ist eine neue Quelle des Lebens hinzugetreten. Diese neue Quelle des Lebens ist nun, in Folge der Existenzbedrohung, eine Quelle des Überlebens geworden. In Diktaturen und bei militärischen Konflikten ist diese Quelle des Überlebens, noch weiter eigenmacht- und eigenkompetenzberaubt, eine Quelle des gestatteten Weiterexistierens. Jede Instanz, die nach Belieben Leben nehmen oder gewähren kann, wird so zu einer pervertierten „Quelle“ der Existenz, mit deren Hervorbringungen die Betroffenen (wenn eine Traumatisierung stattfand) „als das alles“ identifiziert sind. Das heißt (wie in allen Fällen einer Fragmentierung der Dreieinigkeit), die Betroffenen existieren im Ergebnis dieses pervertierten Umstands, in Gemeinschaft mit allem, was zu diesem Umstand gehört, als dieser Umstand. Bei kulturell und familiär weiter gegebenen Fragmentierungen der Dreieinigkeit entstehen leicht Muster der Selbstausbeutung. „Man bezahlt Leben mit Leben“. Um existieren zu können, werden die eigenen Lebensressourcen und oft zusätzlich die der Familie unverhältnismäßig stark aufgebraucht und eingesetzt oder im Extremfall umgekehrt gar nicht eingesetzt. Dies ist das unbewusste „Abzahlen“ von Schuld an das Überleben. Der Blick liegt dabei mehr auf dem „Überleben um jeden Preis“ und weniger bei den tatsächlichen Lebensressourcen.